Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

Beyond 1994. Solidarität im Wandel der Zeit am Beispiel Südafrikas

Tag 1: 1994 – Südafrika und die Welt Tag 2: Solidarität mit dem Globalen Süden – wie geht das heute?

Datum: 06.12.2024 - 07.12.2024
Uhrzeit: 16:00 16:00
Ort: Akademieweg 11, 73087 Bad Boll, Evangelische Akademie Bad Boll
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Beyond 1994: Solidarität im Wandel der Zeit am Beispiel Südafrikas

Die Evangelische Akademie Bad Boll hat eine lange Tradition für Tagungen zum Thema Südafrika, besonders während der Apartheidzeit. An diese Tradition will eine Tagung am 6./.7 Dezember 2024 anknüpfen und gemeinsam mit altgedienten und jungen Aktivist:innen die sich verändernde Solidaritätsarbeit in Augenschein nehmen.

Die Demokratie, wie wir sie bisher kannten, steht auf dem Prüfstand. In Europa haben rechte, extremistische Parteien einen ungeahnten Zulauf und Zuspruch, in den USA droht eine erneute Präsidentschaft Donald Trumps und in fast jedem Bericht über Wahlen eines Landes lesen wir über sogenannte populistische Parteien, ohne genau zu wissen, was damit eigentlich gemeint sein könnte. Gleichzeitig stehen weltweit viele politische Prominente im Verdacht, korrupt zu sein oder doch extrem einer bestimmten Lobby gefallen zu wollen.

Im Mai diesen Jahres wählte Südafrika ein neues Parlament und eine neue Regierung. Seit der richtungweisenden Wahl von 1994, in der zum ersten Mal alle Menschen in Südafrika ungeachtet ihrer Hautfarbe mit ihrer Stimme über die Geschicke des Landes bestimmen konnten, ist viel passiert: Fast ununterbrochen regierte der African National Congress als ehemalige Befreiungsbewegung das Land. Doch mit immer weiter schwindender Zustimmung durch die Mehrheit der Bevölkerung. Nun musste sich der ANC zum ersten Mal Koalitionspartner suchen. Dass Präsident Ramaphosa dies uneingeschränkt zugab und ohne Verzögerung auch auf andere Parteien zuging, ist dabei höchst bemerkenswert und ein Zeichen für eine reife Demokratie. Doch welche Optionen hat er und was bedeutet dies für das immer noch nach rassistischen Kriterien ausgerichtete Land, das gleichzeitig mit der neoliberalen Wirklichkeit kämpft und dabei zwar politische Freiheiten in den letzten 30 Jahren gewonnen, bei den sozialen aber kaum sichtbare Fortschritte gemacht hat?

Bevor wir uns bei der Tagung am 6. und 7. Dezember in Bad Boll mit der derzeitigen Situation Südafrikas auseinandersetzen wollen, beschäftigen wir uns am Freitag mit der Zeit, in der Südafrikas erste freie Wahlen stattgefunden haben und damit, unter welchen Bedingungen dieses neue Südafrika gestartet ist: Der Zusammenbruch der Sowjetunion ließ den Kapitalismus scheinbar als einzige Alternative übrig, so dass Versprechungen aus der Freedom Charter oder dem Reconstruction and Development Program (RDP) der ersten Regierungsjahre Mandelas kaum Chancen auf Umsetzung hatten. Gezielte Spekulationen trieben die Währung in den Keller, die Berater von IWF und Weltbank saßen dabei mit an den Verhandlungstischen.

Und in der Welt? In Ruanda kam es zu einem Völkermord, in Mexiko geschah der Zapatistenaufstand… Welchen Einfluss hatten diese Ereignisse auf die Ausgestaltung der neuen Regierung in Südafrika? Diesen Aspekt beleuchtet die Keynote von Prof. Joachim Becker, bevor wir mit Vertreter:innen aus Ruanda, Mexiko sowie der ehemaligen BRD und DDR über die Zeit von 1994 diskutieren und der Frage nachgehen, wie diese Situation in den verschiedenen Solidaritätsbewegungen aufgenommen wurde.

Der Samstag steht unter dem Motto „Solidarität mit dem Globalen Süden – wie geht das heute?". Nach einem Tageseinstieg in das Thema Solidarität beschäftigen wir uns intensiv mit der heutigen Situation Südafrikas. Drei Impulsvorträge beleuchten die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in Südafrika sowie die aktuelle politische Lage nach den Wahlen 2024. In einer anschließenden Workshop-Phase laden wir dazu ein, bestimmte Aspekte weiter zu vertiefen und die Frage nach den Bedingungen und Ausgestaltungen heutiger Solidarität mit Südafrika und Ländern des Südens intensiv zu diskutieren.

Konferenzsprache Deutsch und Englisch

Referent:innen

Jochen Becker, Uni Wien; Thabo Thindi, Berlin; Liepollo Pheko, Trade Collective Johannesburg; Tshepo Madlingosi (HR Commissioner); Zodwy Nsibande (Church Land Program, Durban); Claudia Haarmann, Windhoek

Veranstaltet von

Evangleische Mission in Solidarität, Stuttgart

Werkstatt Ökonomie/KASA, Heidelberg

Zentrum Ökumene, Frankfurt

Anmeldung unter:

https://www.ev-akademie-boll.de/tagung/640524.html