Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

Frauen in Simbabwe

Der Weltgebetstag der Frauen ist die größte Basisbewegung christlicher Frauen aus 120 verschiedenen Ländern und vielen unterschiedlichen Denominationen. Jedes Jahr bereitet ein Komitee aus einem anderen Land die Liturgie für einen gemeinsamen Gottesdienst vor, der dann weltweit am selben Tag gefeiert wird.

Die Frauen aus Simbabwe arbeiten schon seit einiger Zeit daran, alle Texte, Lieder und Infomaterial für 2020 zusammen zu stellen. Und zumindest das Deutsche Komitee erarbeitet dazu eine Fülle an Materialien für die rund 20.000 Frauen, die zu diesen Ländern ein Jahr lang arbeiten.

Bei unserem diesjährigen Besuch in Simbabwe haben wir daher besonders Frauen gefragt, was ihnen an ihrer Geschichte wichtig ist, was Frauen in Simbabwe auszeichnet und was sie uns wissen lassen möchten.

Die Frauen vom simbabwischen Weltgebetstagskomitee  stimmten mit anderen darüber überein, dass es die Frauen sind, die am härtesten arbeiten. Sie kümmern sich um Kinder und alte und müssen oft noch dafür sorgen, dass es Wasser gibt und etwa zu essen für alle. Woher sie das Geld dafür nehmen in Zeiten von enormer Wirtschaftskrise ist ihrer Kreativität überlassen. „Männer“, so sagt uns eine Frau, „gehen einfach weg, suchen sich Arbeit in der Stadt oder in einem Nachbarland und lassen uns zurück.“ Doch inzwischen müssen auch Frauen aufbrechen, denn es gibt für kaum jemand feste Jobs, alle sind auf der Suche nach Mitteln zum Überlegen. Die wirtschaftliche Situation hat sich wieder so dramatisch verschlechtert, dass es an 2008 erinnert. Damals hatte die Finanzpolitik Mugabes eine Hyperinflation ausgelöst. Durch den Wahlbetrug und massive staatliche Gewalt sah sich die SADC zum Eingreifen gezwungen, denn immer mehr Simbabwer*inne verließen das Land und strömten in ihrer verzweifelten Suche nach „Lebens“-mitteln nach Südafrika oder Botswana. Erst eine Koalitionsregierung schuf wieder Stabilität, die durch den erneuten Wahlsieg der ZANU-PF – jetzt mit Mnangagwa an der Spitze – wieder ins Wanken geriet. Der Staat ist bankrott, schröpft die Bevölkerung, wo es nur geht. Wenn die Gesundheitsversorgung und das Schulsystem ins Wanken geraten, sind davon die Frauen am härtesten betroffen. Doch die Abwanderung hat auch noch andere, für uns vordergründig nicht sichtbare Probleme in der Gesellschaft geschaffen. Denn wenn ein Familienmitglied stirbt wird von den Verwandten erwartet, dass sie alle zur Beerdigung kommen. Viele Simbabwer*innen leben jetzt in Übersee, ihnen ist es nicht möglich zu kommen und müssen dann zumindest finanziell beitragen, was sie wiederum enorm unter Druck setzt.

Doch die Frauen sind keine Pessimistinnen. Sie sehen die Entwicklungen in ihrem Land und in der Kirche auch positiv. So haben die Frauen seit der Unabhängigkeit mehr Rechte, die sie nach und nach auch einklagen und wahrnehmen. Die Absenkung der Volljährigkeit auf 18 Jahre für alle war das erste Anzeichen für eine Gleichbehandlung der Frauen. Als dann in den 1990er Jahre das Erbrecht angepasst wurde, erhielten die Frauen zum ersten Mal das Recht zugesprochen, Land zu besitzen – wenn diese Rechte auch oft nur auf dem Papier existieren und besonders auf dem Land immer wieder aktiv umgangen werden.

Die Frauenrechtlerin Kuda Chitsike erzählt, dass Great Zimbabwe von Frauen erbaut wurde: Männer waren dafür verantwortlich, dass die Steine beikamen, doch die Frauen erbauten die Häuser. Der Kolonialismus, so Kuda, war besonders schädlich für Frauenrechte, denn das patriarchale System passte den einheimischen Männern gut ins Konzept, um wenigstens die Herrschaft über die Frauen zu behalten, wenn schon nicht über das Land.

Frauen waren berühmte Freiheitskämpferinnen, doch nur wenige sind dafür bekannt. Auch die erste Frau Mugabes, Sally gehörte dazu oder die erste Simbabwische Vizepräsidentin Joice Mujuru. Sie hätte diese Position nie einnehmen können, ohne eine Vergangenheit in der Befreiungsarmee gehabt zu haben.

Ein Name taucht in den Gesprächen, besonders auch mit jungen Frauen, immer wieder auf. Mbuya Nehanda, das spirituelle Medium, das eine der Anführer*innen im Ersten Chimurenga gegen die Kolonisation des Landes durch Cecil Rhodes war.

Nehanda selbst ist eine mächtige Ahnin, die sich immer wieder Frauen als Medium aussucht und auf Nyamhita, die Tochter des ersten Herrschers des Munhumutapa-Königkreichs (15.Jh) zurückgeht. Yvonne Vera hat ihr einen Roman gewidmet.

„Wir sind unser ganze Leben lang wütend“, sagt Eunice - eine junge Frau, die sich selbst in dieser Tradition als Medium sieht. „Männer vermasseln es und wir müssen hinter ihnen aufräumen“.

Ein Zufall, dass die Frauen des Weltgebetstags gerade in der Mbuya Nehanda Road ihr Büro haben? Sie jedenfalls beschreiben ein anderes Lebensgefühl. Vielleicht eine Generationenfrage, denn die Frauen, die wir hier treffen, sind eher die Großmütter der Generation von Eunice. „Frauen lieben das Leben, wir lieben es, uns zu treffen, zusammen zu sein!“

Links

https://weltgebetstag.de/