Eine der Lektionen, die die EU und besonders Deutschland aus dem Invasionskrieg Russlands gegen seinen ukrainischen Nachbarn und der damit verbundenen energetischen Versorgungskrise gezogen haben, ist die Reduktion der Abhängigkeit von einzelnen Ländern. Dafür wollen die EU und Deutschland ihre Energiequellen diversifizieren.
Diese Diversifizierungsstrategie soll auch ein weiteres Ziel verfolgen: die für die Einhaltung der Klimaziele dringend notwendig gewordene Dekarbonisierung der Ökonomie. Für die Umsetzung dieser Strategie wurden einige afrikanische Länder, darunter Namibia, aufgrund ihrer Ressourcen wie Land, Sonne und Wind, die neben Wasser, für die Herstellung des grünen Wasserstoffs notwendig sind, als günstige Standorte identifiziert. Ein Konsortium unter der Führung der deutschen Firma Enertrag mobilisiert für dieses gigantische Projekt, das als Win-Win-Partnerschaft zwischen Namibia und Deutschland dargestellt wird. Bei näherer Betrachtung bringt dieses Projekt viele Risiken besonders für Namibia mit.
Auf jeden Fall weist er viele koloniale Kontinuitäten auf. Damit wäre es ein Instrument der Einwicklung Namibias in fremde Strategien und Interessen, anstatt ein Instrument von Befreiung von Energiearmut und Rohstoffabhängigkeit zu sein. Diese Problematik versucht der folgende Artikel zu skizzieren. Er erschien im Heft 4/2024 der Afrika-Süd.
Von Dr. Boniface Mabanza Bambu